Pascal Danz: ‹brain tattoos and other simple things›

Die Malerei von Pascal Danz behandelt die oft schwierige Abgrenzung von allgemein Gültigem und Persönlichem, also eigene, biografische Themenbereiche, dann wieder Fragestellungen zu Wahrnehmung und Geschichtsproduktion im Allgemeinen. Immer wieder schafft er es, uns mit seinen Arbeiten zu ködern, uns in die Werke hinein zu ziehen und zu faszinieren. Man könnte sagen, der Künstler breite seine Themen solchermassen aus, dass wir jederzeit unseren eigenen Erfahrungsschatz einbringen können. Seine Malerei ist verführerisch und verstörend – leicht, aber nicht leicht zu fassen.

Seit längerem beschäftigt sich Pascal Danz mit dem alten Genre des Stilllebens, insbesondere des Blumenstilllebens – so eindrücklich in der Serie “für David“, die er 2013 in der Galerie zeigte. Diese Beschäftigung führt automatisch zur Auseinandersetzung mit der Repräsentationskraft von Bild bzw. Malerei, der Zeitlich- und Räumlichkeit von Bild, dem Ort des Bildes im übertragenen, wie im realen Sinne – und natürlich dem Begriff des Schönen. Aus der Serie “für David“ heraus sind weitere Arbeiten gewachsen, die sich verstärkt auf den Aspekt der “Schönheit“ von Bildern in der zeitgenössischen Kunst konzentrieren. Um die Grenzen weiter auszuloten, hat Pascal Danz nun einigen Bildern “die Farbe entzogen“. Entstanden ist eine beeindruckende Malerei in verschiedenen Graustufen. Die Bilder entstehen nach Fotografien, die Pascal Danz selber hergestellt hat. In der Gruppe mit Bildern nach Skulpturen von afrikanischer Stammeskunst werden kleine Figurinen ins Gigantische erhöht. Und doch: Die Objekte wurden emotionslos, beinahe wissenschaftlich abgelichtet und gemalt. Der Künstler will sie als das zeigen, was sie sind: einerseits als Souvenirs und Dekorationsartikel für das “westliche“ Wohnzimmer und andererseits als Symbole des kolonialistischen, westlichen Blicks auf die Exotik der 3. Welt. Damit einher geht der Wunsch der “Besatzer“, sich die Magie und Kräfte der Objekte anzueignen – der ehemalige “Besatzer“ ist dabei identisch mit dem heutigen Touristen. Weiter sind Bilder zu sehen, die einfache Dinge wie Früchte oder alltägliche Gegenstände zeigen, alle selbstbewusst in die Bildmitte gemalt. Mit dieser Zentrierung des Motivs erzeugt der Künstler eine Fokussierung auf das Wesentliche, das “Ding“. Dieses wird zur vermeintlichen Zielscheibe, zu einer Art Magnet – von welchem sich der Blick nicht ablenken lässt und so zu einer Introversion des Bildes führt. Diese Unausweichlichkeit des Schauens hin zum Sehen lässt die Bilder ins Gedächtnis einbrennen, mit Erlebtem oder Erinnerungen verbinden und sie als Zeichen, sogenannte “brain tattoos“, einnisten.

Der Begriff brain tattoo stammt aus einem Buch von Siri Hustvedt und bezeichnet das ins Fleisch bzw. ins Gehirn einge-zeichnete Erinnerungsbild.