Pascal Danz ‹VOR DER REISE›

1.12.-23.12.2016

Pascal Danz war ein Künstler der Galerie und ein Freund. Ein Freund, mit dem man über Kunst schwärmen und streiten konnte, der informiert war und eine eigene Meinung hatte. Hatten wir eine Ausstellung in der Galerie abgemacht, so lief deren Vorbereitung stets nach dem gleichen Muster ab: Ungefähr ein halbes Jahr vor dem Termin bin ich jeweils in sein Atelier gefahren – und da hatte Pascal immer schon eine “Idee“, diese an einem Modell der Galerie erprobt und bereits gut die Hälfte der Arbeiten für die Umsetzung dieser Idee fertig geschaffen. Wir diskutierten bei Kaffee und Wasser über mögliche Titel, der Werke und der Ausstellung, und dann gingen wir zusammen essen. Meistens in eines seiner geliebten Fischrestaurants am See. Gut einen Monat vor der Ausstellung wurde ich noch einmal ins Atelier bestellt, um die Produktion zu begutachten und mit dem Modell zu vergleichen – ein paar wenige, letzte Arbeiten waren dann noch im Entstehen begriffen, die meisten jedoch ausstellungsfertig und gefirnisst. Für Pascal wurde der Firnis in den letzten beiden Schaffensjahren zu einer Art Obsession, die Mixturen hielt er geheim und probte immer an neuen Rezepturen. Er war einer der letzten Künstler, bei dem der Begriff “Vernissage“ (von franz. Vernis für Firnis) noch angebracht war.

Im Frühjahr 2015 hatten wir die letzte Einzelausstellung bei uns, “brain tattoos“, eine wunderbare Gegenüberstellung von Erinnerungsstücken an seine Familienvergangenheit in Afrika mit opulenten, grossformatigen Blumenbildern. Und dann kam seine geliebte Reise nach Island. Im Spätsommer war ich noch einmal im Atelier am Zürichsee, ca. zwei Wochen, bevor er aufbrechen wollte. Dieses Mal gab es keinen Fisch; aber herzhaften Rindfleischsalat mit Pommes in der kleinen Gartenwirtschaft im Ort. Er freute sich unglaublich auf die neuen Eindrücke und die Reise per Auto auf die Insel der Vulkane, letzte, entstandene Bilder waren bereits verpackt, unter anderem für die geplante Gruppenausstellung “About Painting“, die im Januar 2016 bei uns am Waisenhausplatz und in der Galerie Kornfeld stattfinden sollte. Am Boden gestapelt, standen kleine Kistchen mit Leinwand und Papier gefüllt; in Island sollte der Blick auf Landschaft neu eingefangen werden, nach der eingehenden Beschäftigung mit dem Genre des Stillleben. Und dann verunglückte Pascal überraschend und auf tragische Weise auf seinem geliebten Island, war plötzlich nicht mehr da und hinterliess eine riesige Lücke.

Ich wurde in der Folge beauftragt, den Nachlass des Künstlers für die Erbschaft zu inventarisieren, eine sehr emotionale Angelegenheit, waren doch etliche Arbeiten stets auch Begleiter auf dem gemeinsamen Weg. Und da war unvermittelt auch dieses eine Fach in seinem Lager, über das er einen Zettel geklebt hatte: “Bischoff“. Pascals bereits fertig gestellter Beitrag für die nächste Ausstellung in Bern. Er hatte mir im Spätsommer noch gesagt, dass er den Schaffensdruck für die nächste Ausstellung nicht voll mit nach Island nehmen wolle und daher schon mal vorgearbeitet habe; zeigen wollte er mir die Arbeiten aber noch nicht. Und diese Bilder, die ich noch nie vorher gesehen hatte, waren nun in diesem einen Fach. Neue Stillleben in Grisaillemalerei, daneben ein grosses Nachtbild. Von diesem Moment an war mir klar: Zu Ehren von Pascal sollte diese seine geplante Ausstellung, seine in Grundzügen bereits vorhanden gewesene “Idee“ umgesetzt werden. “Vor der Reise“ bringt die meisten seiner wohl letzten Gemälde in einen Dialog mit Arbeiten aus gut 10 Jahren Malerei. Als Ergänzung zur grossen, monographischen Retrospektive im Museum Franz Gertsch in Burgdorf (noch bis 5.3.2017) schliesst unsere Ausstellung quasi den Kreis. Pascal, Du fehlst mir.

Bernhard Bischoff, November 2016