‹WINTER STORY›

Katia Bourdarel, Com&Com, Bodo Korsig, Reto Leibundgut, Radenko Milak, Dominik Stauch, Otto Tschumi

8.12. – 23.12.2017

Eröffnung: 7.12.2017, 18-20h

Zum Ausklang des Jahres freuen wir uns, eine Gruppenausstellung mit Katia Bourdarel, Com&Com, Bodo Korsig, Reto Leibundgut, Radenko Milak, Dominik Stauch und Otto Tschumi zu präsentieren. ‹WINTER STORY› lädt ein zum Verweilen und Sinnieren . Lasst Euch überraschen, welche Geschichten dabei entstehen.

Katia Bourdarel 1970 in Marseille geboren, lebt und arbeitet in Paris. Sie entführt multimedial in eine fiktive Märchenwelt und arrangiert ihre mystisch anmutenden Arbeiten feinsinnig zu vordergründig “hübschen“ Motiven. Meisterhaft malt und zeichnet sie ihre imaginierten Welten und entrückt die BetrachterInnen in eine verloren geglaubte, aber doch eigentlich sehr präsente Welt, in der das unverdorben Gute und das Böse noch sehr nahe zusammen liegen. Ihre Bilder erzählen eine geheimnisvolle Geschichte von Lieblichkeit und Bedrohung, Zuneigung und Verstossensein. Das ständige Pendeln zwischen einem vermeintlich “Guten“ und einem vermeintlich “Bösen“ lässt einen dauernd in der Schwebe, im Ungewissen. Katia Bourdarel ist eine Meisterin im Weben von Erzählsträngen – den Ausgang lässt sie offen und bietet einem mehrere Möglichkeiten zum Weiterdenken an, und lässt die BetrachterInnen in ihren Aquarellen in eine neue Dimension eintauchen. Es sind Bildergeschichten, Märchengeschichten ohne Anfang und ohne Ende.

Com&Com Das Künstlerduo wurde 1997 von Marcus Gossolt und Johannes M. Hedinger gegründet. Sie leben und arbeiten vorwiegend in Zürich und St.Gallen. Die gezeigten Werke in der Ausstellung gehören zu Com&Com’s viertem grossen Malereizyklus. Zwar haben sie bereits in ihren früheren Bildern die traditionelle Malerei mit Pinsel und Farben herausgefordert, neu dehnen sie ihre Farb- und Materialrecherche auf den Maluntergrund aus. Wurden die früheren Farbverlauf-Serien noch mit Airbrush realisiert, wird bei der neuen Serie gänzlich auf einen additiven Farbauftrag verzichtet. Die Farbe wird direkt in den Farbträger eingewirkt, indem die Leinwand selbst aus tausenden farbigen Fäden gewoben wird. Durch gezielte Farbwechsel innerhalb der horizontalen und vertikalen Fäden haben die Künstler eine neue Form der Farbmischung entwickelt, die eine Malerei gänzlich ohne herkömmlichen manuellen Farbauftrag oder Druck möglich macht. Die Farbmischung entsteht direkt im Auge des Betrachters.

Bodo Korsig 1962 in Zwickau (D) geboren, heute lebt und arbeitet er zwischen Trier und New York. Er studierte Bildhauerei und Steinrestaurierung in Berlin. Der Künstler arbeitet mit einer großen Bandbreite künstlerischer Techniken und Materialien: Holzschnitt, Zeichnung, Malerei, skulpturale Reliefs sowie Fotografie und Film. Angetrieben von der Frage nach den Strukturen menschlicher Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen, hat der Künstler vor vielen Jahren begonnen, sich mit Neurowissenschaften und Verhaltensforschung zu beschäftigen. Er kreiert poetische, provokative, rätselhafte und schlagwortartige Bilder zu existentiellen Themen des Menschseins. Die auf den ersten Blick verführerischen, runden weichen Formen verwandeln sich bei näherer Betrachtung in seltsame Gewächse, die eine unberechenbare und auch unkontrollierbare Energie ausstrahlen.

Reto Leibundgut 1966 in Büren zum Hof, Bern geboren lebt und arbeitet in Basel und Thun. Seit dem Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit beschäftigt sich Reto Leibundgut ausschliesslich mit gebrauchtem, altem “Material”. Er ist ein wahrer Materialliebhaber: Abfallholz, Spanplatten, Furnierholz, Leder, Plastik oder Textilien und Teppiche, alles wird sorgfältig gesammelt und weiterverwertet. Die umfangreichen “Material(an)sammlungen” machen denn auch die Essenz seiner Arbeiten aus. Aufwändig werden die verschiedenen Materialien verarbeitet und in einen neuen Kontext gestellt. Das Vulgäre wird zur Kunst gemacht, ebenso wie das billige Holz veredelt wird. Inhaltlich recycliert er nicht nur Material, sondern auch Bilder. Als Vorlagen dienen ihm etwa alte Gobelinstickereien, Stills aus Pornofilmen oder Fotografien. Mittels traditionellen, vermeintlich verstaubter Techniken, wie Intarsien oder Stickereien, werden Inhalte in eine neue Dimension transferiert und gewohnte Sehweisen hinterfragt.

Radenko Milak wurde 1980 im ehemaligen Jugoslawien geboren, heute lebt und arbeitet er in Bosnien und Herzegowina. Seine Werke kreisen um Fragen der Fixierung und Speicherung des Visuellen sowohl in der persönlichen Erinnerung als auch in der medialen Präsentation durch Film und Foto. Er transformiert in seinen Aquarellen Vorlagen aus Filmen, Reportagen oder Pressebildern zu kleinen, intimen bildnerischen Szenarien. Szenarien, die beim Betrachter die Fakten und Geschichten, die hinter der Bildern stehen, in das Gedächtnis rufen können und zugleich bei Unkenntnis der politischen und historischen Fakten zu autonomen Bilderzählungen wandeln. Seine Arbeiten leben vom klaren “Hell-Dunkel-Kontrast“ und er beschränkt sich meist auf schwarze Wasserfarbe, die er mittels Fliesstechniken und mit speziellem Pinseleinsatz mehrschichtig aufbaut. An der diesjährigen Biennale in Venedig wurde er von Bosnien Herzegowina eingeladen, ihren Pavillon zu bespielen.

Dominik Stauch ist 1962 in London geboren. Er verbrachte den grössten Teil seiner Kindheit in London, Cleveland Ohio/USA und Kairo. Heute lebt und arbeitet er in Thun. Dominik Stauch arbeitet an einer konsequenten “Erweiterung“ der Malerei, indem er unterschiedlichste Medien (Ölmalerei, digitale Prints, Computeranimationen, Installationen und Skulpturen) kombiniert, dabei aber stets der Farbtheorie treu bleibt. Er ist Maler geblieben, das stimmige Zusammenfügen von Farben und Formen ist sein Ziel. Die Reduktion auf geometrische Grundformen lässt ihm dabei den nötigen Spielraum, seinen konzeptuellen Ansatz mit neuester Technik in Einklang zu bringen. Die Kunstgeschichte, die Musiktheorie des 20. Jahrhunderts und die Beat-Literatur geben ihm das nötige Fundament, um seinen Arbeiten die gewohnte Tiefe zu geben.

Otto Tschumi (1904–1985), in Bern geboren. Seine Werke sind durch überraschende Kombinationen unterschiedlicher Gestaltungsmerkmale geprägt. Geometrisch strenge Linienkonstrukte finden sich neben amorphen Formen, einer flächig reduzierten Formensprache bedient er sich ebenso virtuos wie detailreicher Darstellungsweisen. Gemeinsamkeiten sind der Wunsch nach Verfremdung und die spielerische Leichtigkeit des Ausdrucks. Der junge Tschumi entwickelte, seinen Vorbildern Paul Klee und Picasso folgend, eine kubistische Formensprache. Zentrales Thema dieser Arbeiten ist der menschliche Körper, den er in Lithografien und Zeichnungen bis zur Unkenntlichkeit deformiert. Bei den Surrealisten in Paris findet Tschumi mit seiner Vorliebe für das Phantastische zahlreiche Anregungen. Auch die im Manifest des Surrealismus geforderte geistige Unabhängigkeit kommt Tschumis künstlerischer Eigenständigkeit sehr entgegen.