Quynh Dong / Sereina Steinemann ‹WASSER IN DEN OHREN›
28.5. – 4.7.2020
Quynh Dong ist gebürtige Nordvietnamesin (*1982) und lebt seit ihrem achten Lebensjahr in der Schweiz, wo sie ihre Kunstausbildung in Biel, Bern und Zürich durchlief und mit mehreren Kunstpreisen (Aeschlimann-Corti, Binz39, Rijksakademie) ausgezeichnet wurde. Die Künstlerin tritt u.a. als Performerin und Sängerin auf und ist bekannt für ihre wunderbaren Aquarelle und Videos.
In der Videoarbeit «trong rng chui, In the banana forest (or garden)» hat sich Quynh Dong von den Lackarbeiten des Malers Nguyen Gia Tris und der Geschichte in den Bananenbäumen in Nguyen Tuans Roman „Echo und Schatten auf einmal“ (Vang bong mot thoi) inspirieren lassen. So verwendet Sie verschiedene Elemente der Kultur, um sie zu kombinieren und zu zerstören, um darüber nachzudenken, wie traditionelle oder zeitgenössische Kulturmuster entstanden sind und kreiert ein Lackbild in der Sprache der bewegten Bilder. Sieben Tänzer treten auf Butoh-Weise zwischen den Bananenbäumen auf. Sie fügen sich in die Natur ein, wie wandernde Seelen oder wie die getrockneten Bananenblätter im Garten. Sie können leise Stücke eines Sonars hören, die leiser sind als das Geräusch des Bananenwaldes.
Zusätzlich zum Video sind Teile der Arbeit Please talk to me ausgestellt. Die Objekte in Form von Chamwae (koreanische Melonen) sind aus weißem Ton und Porzellan hergestellt. Dong interagiert mit dem Material wie mit einem darstellenden Partner. Die Faktoren Zeit, Dauer und Raum sind immer unvorhersehbar. Bei jedem Trocknungsprozess weist der Ton eine andere Materialität auf. Die verschiedenen Trocknungsmomente hängen mit Zeit, Raum und Wetter zusammen. Mit jedem Stück beginnt Dong ein neues Gespräch. Die Verglasung sowie der Brennvorgang manipulieren und transformieren das Material.
Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit ungegenständlicher Malerei (Streifenkompositionen) beschäftigt sich Sereina Steinemann (*1984, Richterswil) seit mehreren Jahren mit gegenständlicher Malerei. Sie hat ein grosses Interesse am Gegenstand; an dem, was sie unmittelbar umgibt. Sie malt mit Acryl auf Baumwolle oder Leinen, auf Keilrahmen aufgezogen. Die Motive sind reduziert-zeichenhaft, figürlich-symbolhaft gemalt, oft mit Anleihen aus dem Medium Comic, was die Farben oder die Formensprache betrifft. Die Gegenstände kippen manchmal ins Abstrakte. Genau das interessiert sie, dass sich gewisse Bilder zwischen Abstraktion und Gegenstand bewegen.
Ihre konzeptuelle Haltung zeigt sich oft im Umgang mit Titeln. Sie sollen etwas öffnen, der Arbeit etwas dazugeben, ohne einzuengen. Sie interessiert das lose Erzählen, wenn sie Werkserien zusammenstellt. Die Arbeiten für Werkgruppen sind alle einzeln entstanden; sie setzt sie erst hinter- her in einen Zusammenhang. Der verbindende Titel der Werke kann eine Erzählung einleiten, aber er soll lose genug sein, damit genug Raum bleibt für eigene Bilder der Betrachterinnen und Betrachter.
Weiter beschäftigen die Küntslerin Fragestellungen nach Komposition und Bildhintergrund sowie die sparsame Andeutung von Raum. Mal bildet die nur fein grundierte Leinwand den Hintergrund, wie in «Mickey». Mal malt sie dichte Hintergründe, wie im Bild «Leiter». Das Zusammenspiel von solch unterschiedlichen Bildern versucht Steinemann auszuloten bei der Hängung. Durch solche Nachbarschaften können Spannungen und Brüche zustandekommen.