Elsbeth Böniger – Peter Willen
6.9.-18.10.03
Als Auftakt zur neuen Saison zeigt die Galerie Bernhard Bischoff eine Zweierausstellung mit Werken von Elsbeth Böniger und Peter Willen. Beide verfolgen seit längerem konsequent eine künstlerische Richtung, die sich am ehesten der abstrakten Farbfeldmalerei zuordnen lässt. Sie erweitern jedoch ihr Spektrum hin zu Objekten und Zeichnungen, wobei sie dabei stets ihrem Hauptinteresse, Farb- und Materialbearbeitungen, treu bleiben. In der Ausstellung werden Werkgruppen aller drei Gebiete einander gegenüber gestellt.
Ein mit Autolack bearbeitetes Surfboard Bönigers trifft im Gang auf Graphitobjekte Willens. Das Surfbrett, perfekt geschliffen und lackiert, ist eines jener Objekte der Künstlerin, die sich im Spannungsfeld zwischen «Readymade» und materieller Appropriation bewegen. Ein echtes Surfbrett, das seine Funktion durch den künstlerischen Eingriff verliert und nach der Verwandlung zwischen Kunst und Design pendelt. Willens Graphitobjekte wirken gegenüber dem Hochglanzobjekt wie matte Spiegel, aufgeladen mit einer vornehmen Intensität. Graphitpigmente erzeugen einen vermeintlich tiefen Farbraum, obwohl die eigentliche Pigmentschicht über den MDF-Trägern ultradünn ist. Der Gang wird zu einer Art Spiegelkabinett, wobei sich im Surfbrett die Graphitobjekte spiegeln, während diese bloss als imaginäre Spiegel fungieren.
Im Aareraum sind zwei klar getrennte Werkgruppen zu sehen: Monochrome Farbfeldmalerei in Preussischblau des Künstlers auf der einen Seite treffen auf zarte, hautfarbene Rosatöne der Künstlerin auf der anderen. Willen trägt auf Leinwand auf Pavatex schichtweise selber hergestellte Eitempera auf, die den Arbeiten einen matten Glanz verleiht. Die übereinander liegenden Farben ergänzen sich kumulativ, so dass darunter liegende, verschieden farbige Schichten immer auch auf Struktur und Farbigkeit der darüber liegenden einwirken. Dies wird besonders dann augenscheinlich, wenn mehrere Arbeiten mit der gleichen letzten Deckschicht nebeneinander hängen. Die «Teints» Bönigers wirken neben der schlichten, vermeintlichen Gleichheit der blauen Arbeiten belebt , verspielt. Unterschiedliche Oberflächen, von Hochglanzlack bis zu strukturierten Marmoranoberflächen stehen gleichberechtigt nebeneinander und stehen paradigmatisch für Bönigers ständige Suche, Oberflächen, Materialien und Farbe in ein stimmiges Gleichgewicht zu bringen.
Als Abschluss der Ausstellung ist je eine Serie von Zeichnungen zu sehen. Böniger bearbeitet Papier ähnlich wie ihre anderen Farbträger. Lacke zerfliessen und lassen das Papier stellenweise transparent werden. Farbverläufe und Pinselführungen weben einen schimmernden Teppich. Die Serie beginnt mit einer dunklen Arbeit und entwickelt sich von Blatt zu Blatt zu immer helleren Farbräumen. Willen hingegen zeigt eine Folge von Graphit-/Tuschezeichnungen, minutiös und filigran aufgetragen. Als Gruppe erscheinen sie wie eine aufgelöste Form von Landschaftsbildern, die sich erst bei genauerem Hinsehen als abstrakte Kompositionen entpuppen. Während bei Böniger die grossen Gesten vorherrschen, sind es bei Willen die kleinen Strukturen – also quasi Makro- und Mikrokosmos, die aufeinander treffen.
Die Ausstellung vereinigt unterschiedliche Arbeiten, die immer wieder Berührungspunkte aufweisen; ein spannender Dialog über mehrere Ebenen.
Bernhard Bischoff, August 2003