‹Perfect Day›: Kotscha Reist, Dominik Stauch
31.8.-6.10.07
In der aktuellen Ausstellung zeigen Kotscha Reist und Dominik Stauch neue Arbeiten. Der Titel ‹Perfect Day› lehnt an an einen Song der im Umfeld von Andy Warhols Factory operierenden Kultband ‹Velvet Underground› – und lässt genügend Interpretationsspielraum für die verschiedenen Werkgruppen. Der Kopf der Band, Lou Reed, beschrieb im Song seinen perfekten Tag – vielschichtig liessen sich Assoziationen daraus fürs die präsentierten Werkgruppen ableiten.
Kotscha Reist bringt mit ‹Remember› erstmals eine plastische Arbeit in die Galerie. Fragil lehnen in Kunststoff gegossene Äste wie zufällig an der Wand; erst bei genauerem Hinsehen entschlüsselt sich das ‹Pfadfinderzitat› als dreidimensionale Zeichnung. Die Äste, zum Teil mit einer Wurst bestückt, erinnern an Lagerfeuerromantik, an alte, unbeschwerte Zeiten – und ironisieren so auf hintergründig-witzige Art den Traum einer heilen Welt. Die beiden grossformatigen Ölbilder ‹Evergreen between Autumn and Spring I & II› zeugen von Reists neoromantischer Grundhaltung. Wunderbar poetisch malte der Künstler zwei Versionen derselben Bildvorlage und lässt damit die BetrachterInnen am künstlerischen Schöpfungsprozess selbst teilhaben. Das Bild ‹Maison de Général› belegt eindrücklich des Künstlers ständiges ‹Wühlen› im Fundus der Weltgeschichte und seiner eigenen Geschichte. Im Zentrum der neuen Arbeiten steht die aus 73 Teilen bestehende Papierarbeit ‹Heroes and Colleagues›, eine wunderbare Hommage an die Malerei des 20. Jahrhunderts. Reist malte Porträts von Vorbildern, MalerfreundInnen und künstlerischen WeggefährtInnen in unterschiedlichster Technik. Entstanden ist so ein kunsthistorisches Panoptikum, eine liebevolle Umsetzung einer langjährigen Beschäftigung mit Malerei und deren SchöpferInnen.
Mit ‹Undercover› zeigt Dominik Stauch erstmals eine Tapeteninstallation. Eine im Steindruck hergestellte Tapete, silberfarben bedruckt, besetzt eine ganze Wand. Die Arbeit kokettiert mit einer 70er Jahre Ästhetik und schafft doch den Sprung weit ins 21. Jahrhundert. Die grossformatigen Hinterglasmalereien, ‹Studies for a Naked City›, erweitern den Raum virtuell, werden zu imaginären Bühnen neuer Sehweisen und schaffen den schwierigen Spagat zwischen abstrakter Farbfeldmalerei und einem ablesbaren, individuellen Malduktus. Die Serie ‹Pops›, aufwändig produzierte Inkjetarbeiten, zelebrieren einmal mehr Stauchs Anliegen, mathematisch-geometrische Kompositionen in einer unverkrampften Leichtigkeit zu präsentieren. Entstanden sind pulsierende, vermeintlich zufällige Strukturen, die den Blick der BetrachterInnen fesseln. Die aus drei Tischen bestehende skulpturale Installation ‹Three Tables for the Middle East› spielt mit den Worten Love/Liebe, Faith/Vertrauen und Hope/Hoffnung. In der christlich-orthodoxen Tradition sind die Worte die personifizierten Töchter der Weisheit/Sophia. Stauch hat die Worte in ‹Post-Pop-Manier› mittels Punktschrift in die Tischplatten gebohrt. Der Alltagsgegenstand ‹Tisch› wird so ‹pseudosakral› erhöht, die Skulptur mutiert zur Ikone, wobei die Werbeästhetik der Schrift den Bogen schlägt zu den Idolen unserer reizüberfluteten Welt.
Bernhard Bischoff, August 2007