Sibel Kocakaya

In ihrer Malerei und Fotografie, ihren Videos, Performances und Installationen setzt sich Sibel Kocakaya (*1986 in Istanbul, lebt und arbeitet in Bern) vielseitig mit dem Verhältnis zwischen dem Körper und seiner Umgebung auseinander. Sie geht von eigens erlebten Umgebungen aus, von Beobachtungen, die sie fotografisch festhält, mit Blick auf Ungewöhnliches oder Gewöhnliches mit ungewohntem Blick. Den Motiven begegnet sie auf Spaziergängen, Wanderungen oder Reisen, ausgehend von ihren Aufenthaltsorten, die sie von Istanbul über Paris, Lyon und Zürich bis nach Bern geführt haben. In ihren Werken kombiniert sie meist mehrere Motive. Das Prinzip der Überlagerung und Vielschichtigkeit, der feinen Verfremdungen, ist grundlegend für ihre Arbeit. So greifbar echt ihre Bilder von den Schweizer Bergen wirken, etwa Untitled (‹Nufenen and Grimsel Pass›, 2020), Untitled (‹Rocky mountain from Ticino›, 2018) oder Untitled (‹A view from Sustenpass›, 2020), so sehr sind es malerische Umsetzungen und eigens komponierte Gebirge in Schwarzweiss.

Ein weiteres Interesse von Sibel Kocakaya gilt der Architektur: als Kulturgut und als Phänomen, worin wir uns täglich bewegen, das uns stets umgibt und unsere Sinne anspricht. Zentral für die Künstlerin sind die Strukturen und Bedingungen, die Gewohnheiten und Besonderheiten der gebauten Umgebung und ihrer Bewohner*innen. Teilweise kombiniert sie hier Malerei mit Fotografie und Collage und schafft unwirkliche, mehrdimensionale Bildräume mit gegenläufigen oder fliessenden Raumfluchten wie jüngst auf den ‹Fluid structures›, 2023. Alt trifft auf Neu, Antike auf Moderne, etwa auf ‹Blue Column›, 2021, oder ‹Aventicum›, 2021. Aber auch der Realraum von ‹Interspace›, 2018, wird durch die Doppelung der Fenster, des Fussbodens und der Decke zum Trugbild. Bisweilen setzt sich die Künstlerin selbst in den Raum, in mehrdeutige Situationen und Begebenheiten, aus der Beobachtung, dem eigenen Erleben. Davon künden ebenso die Bildtitel: ‹Threshold space›, 2021, ‹Sphere›, 2000 oder Untitled (‹Solstice›), 2016. In der Serie ‹The Orbit of Memory›, 2020-2021, beschäftigte sie sich mit Strukturen der Behausung. Die architekturartigen Modelle aus Ton und anderen «einfachen» Materialien verweisen auf ebenso existenzielle wie intime Orte der Zuflucht; gewohnte wie ungewohnte Lebensräume.

Sibel Kocakaya Biografie
sibelkocakaya.com