Otto Tschumi ‹Mitschuottotschumi›
27.9. – 2.11.2024
Otto Tschumi wurde am 4.8.1904 in Bern geboren – entgegen dem amtlichen Eintrag, der Bittwil als Geburtsort angibt. Er wuchs in der Hauptstadt in einfachen Verhältnissen auf. Nach unbefriedigenden Versuchen in verschiedensten Berufen verdiente er sich zunächst den Lebensunterhalt als Grafiker und besuchte zwischen 1921 und 1925 Kurse an der Gewerbeschule bei Ernst Linck. Er bezeichnete sich selber als Autodidakt. 1936 siedelte Tschumi mit seiner Frau, der Tänzerin Beatrice, ehem. Gutekunst, nach Paris über, wo sich das Paar im Kreis der Surrealisten bewegte und u. a. Hans Arp, Max Ernst, Alberto Giacometti und Salvador Dali kennen lernte. Die im surrealistischen Manifest formulierte Geisteshaltung, die Forderung nach Überwindung der Konventionen und Anwendung des Prinzips des Unterbewusstseins, entsprach Tschumi. 140 musste das Ehepaar Paris fluchtartig verlassen. Nach einem längeren Aufenthalt im Tessin liessen sich die Tschumis in Bern nieder, wo der Künstler bis zu seinem Tod lebte. Er setzte die in Frankreich gewonnenen Eindrücke in den folgenden, äusserst fruchtbaren Jahren um. 1952 unternahm das Ehepaar eine längere Reise nach Amerika, die Tschumi nachhaltig beeindruckte. Er beteiligte sich an zahlreichen Gruppenausstellungen, trat jedoch nie einer Künstlervereinigung bei und entwickelte einen eigenen, „tschumischen“ Surrealismus, den er bis zum Schluss stetig verfeinerte – er starb am 18.2.1985. An technischer Perfektion ist er kaum zu überbieten. In den Gestaltungsprinzipien sind Parallelen zur Fotografie nicht zu übersehen. Tschumis Surrealismus unterscheidet sich im Vergleich im den übrigen Surrealisten in seiner grösseren Nähe zu Realität, vor allem aber in einer sublimen, poetisch-ironischen Art, mit Realitätsebenen zu experimentieren. Tschumi gehört mit Alberto Giacometti, Meret Oppenheim, Serge Brignoni und Max Seligmann zu den bedeutendsten Schweizer Surrealisten und hat die Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts massgebend mitbestimmt.
Text: Art Nachlassstiftung