‹Absurdities›: Luc Andrié, Urs Zahn

11.1.-24.2.07

Absurdität, Absurditäten – ein wichtiges Thema in der Kunst. Immer schon verfolgten KünstlerInnen ein doppelbödiges Spiel: Auf der einen Seite ernsthaftes Forschen, Suchen und Schaffen, auf der anderen Seite Ironie, Witz und Schalk. Beide Aspekte künstlerischer Arbeit sind im Werk von Luc Andrié und dem von Urs Zahn zu finden. Der eine betreibt eine auf Fotografien basierende Malerei, der andere beschäftigt sich mit installativ zu nennenden, digital und manuell bearbeiteten Papierbildern und eigenwillige Rauminstallationen/ Architekturmodellen. So passen beide perfekt zum gewählten Ausstellungstitel, auch wenn ein formaler, erster Eindruck völlig unterschiedlich ausfällt. Aber es sind die Feinheiten, etwa ein zum Kunstwerk überhöhter Maulwurfhügel bei Urs Zahn oder ein kitschig-schönes Pudelporträt, die die Werke der beiden in einen stimmigen, absurden Dialog führen.

In Luc Andriés Malerei stecken Witz und Ironie; aber oft auch Tragik. Selten vermag es ein Künstler, so vielschichtig und gekonnt ein ganzes Gefühlsrepertoire erlebbar zu machen. Er zelebriert seine absurden Ölgemälde mit kräftigen Farben, verwischt gekonnt die vermeintlichen Grenzen von Motiv und Format und bringt so neue Fragestellungen in den Malereidiskurs ein. Seine Selbstporträts entlarven den Künstler als artifiziellen Teil im Kunstgeschehen und zeigen ihn mal als überdimensionierte Schachfigur, dann wieder als zurückhaltenden Mann, gefangen im selbst gemalten Käfig. Am Anfang stehen immer Fotografien, die der einstige Fotograf und Videokünstler als Ausgangsmaterial für die Acrylgemälde verwendet. Er sucht nach Motiven, seien es aufgetürmte Speisen oder die immer wieder vorkommenden Kitschstücke, die im Atelier zu surrealen Kompositionen verdichtet werden. Die feine, teils lasierende Malerei kontrastiert perfekt mit den Motiven. Vermeintlich Harmloses wird in un-angenehme Untiefen geführt, Versatzstücke aus der eigenen Vergangenheit mutieren zu Fratzen der Geschichte.

Urs Zahn ist ein ‹Bastler› im besten Sinne des Wortes. Raum und Räumlichkeit sind zentrale Anliegen; nur können sie sich mannigfaltig äussern. Auf der einen Seite sind da die zum Teil begehbaren Räume aus Holz, minutös verarbeitet, die ein Raumgefüge vorgeben, in welchem sich BetrachterInnen aufhalten können. Die Konstruktion bildet auch eine unabdingbare Notwendigkeit für Bilder und Objekte, die in Referenz dazu gehängt/gestellt werden. Immer wieder sind es Räume, die er so mittels Holzleisten und allerlei Beiwerk auslotet und eigenwillig interpretiert. Ein grosses Thema in der Ausstellung sind die ‹Heckenbilder›, Bilder, die zwei Thuyasträucher zeigen, die einmal links und rechts von der Galerietüre standen. Einem Musikkomponisten ähnlich variiert er das Thema auf zig Arten und hinterfragt dadurch vielschichtig ein an sich so simples Objekt, wie einen Blumentopf. Seine besondere Falttechnik findet sich bei allen Laserprinten. Neben den fotografisch bearbeiteten Prints sind auch digitale Zeichnungen in der Ausstellung zu sehen. Komplettiert wird das Arrangement mit einer ‹Monstera Deliciosa›, einer Topfpflanze, wie wir sie von Grossmutterwohnungen her kennen, die durch Matisse aber auch unzählige Male als Requisit für Bilder gebraucht wurde.

Bernhard Bischoff, Januar 2007