Katia Bourdarel, Quynh Dong, Radenko Milak ‹AQUARÉELLES›
18.8.-17.9.2016
“Aquaréelles” vereinigt Positionen von zwei Künstlerinnen und einem Künstler in einer medien-thematischen Ausstellung. Alle drei arbeiten spartenübergreifend, v.a. im Bereich Malerei, Installation, Performance und Videokunst. Der Titel zeugt vom gemeinsamen Interesse, zeitgenössisch und gegenständlich zu arbeiten – meistens eben mittels Wasserfarben, also fein und lasierend aufgetragener Pigmente. Zwei Videoarbeiten ergänzen die Werke auf Papier, eine Animation aus den einzelnen Aquarellen von Katia Bourdarel sowie ein performatives Video von Quynh Dong, und erweitern damit den Begriff des Aquarells in ein anderes Medium.
Katia Bourdarel (1970 Marseille) entführt multimedial in eine fiktive Märchenwelt und arrangiert ihre mystisch anmutenden Arbeiten feinsinnig zu vordergründig “hübschen“ Motiven. Meisterhaft malt und zeichnet sie ihre imaginierten Welten und entrückt die BetrachterInnen in eine verloren geglaubte, aber doch eigentlich sehr präsente Welt, in der das unverdorben Gute und das Böse noch sehr nahe zusammen liegen. Ihre Bilder erzählen eine geheimnisvolle Geschichte von Lieblichkeit und Bedrohung, Zuneigung und Verstossensein. Das ständige Pendeln zwischen einem vermeintlich “Guten“ und einem vermeintlich “Bösen“ lässt einen dauernd in der Schwebe, im Ungewissen. Katia Bourdarel ist eine Meisterin im Weben von Erzählsträngen – den Ausgang lässt sie offen und bietet einem mehrere Möglichkeiten zum Weiterdenken an, und lässt die BetrachterInnen in ihren Aquarellen in eine neue Dimension eintauchen. Es sind Bildergeschichten, Märchengeschichten ohne Anfang und ohne Ende.
Quynh Dong (1982 Vietnam) hat sich in den letzten Jahren vor allem Performances und Videoarbeiten gewidmet. In ihrem aktuellen Werk ist sie wieder zu ihren Anfängen zurückgekehrt, dem Aquarell. Ausgangspunkt ist die Geschichte vom Petit Prince von Antoine de Saint-Exupéry aus dem Jahre 1945. Der kleine Prinz glaubt die Rose auf seinem Planeten sei einzigartig und als er die Welt besucht ist er enttäuscht, wie viele verschiedenen Rosen es tatsächlich gibt. Dong hat für ihre Aquarell Serie die Rose durch eine Distel ersetzt. Genau wie die Rose hat auch die Distel Dornen zum Schutz und obwohl sie als Unkraut deklariert wird, symbolisiert sie einen edlen Charakter und steht für Durchhaltevermögen. Die Künstlerin pflückt die Pflanze, studiert sie und beobachtet, wie sie mit dem Vergehen der Zeit verwelkt. Währenddem entstehen immer wieder Aquarelle, worin Dong nicht versucht die Schönheit der Blume einzufangen, sondern vielmehr ihre Reise durch die Zeit.
Die Werke Radenko Milaks (1980 ehemals Jugoslawien, heute lebt und arbeitet er in Bosnien und Herzegowina) kreisen um Fragen der Fixierung und Speicherung des Visuellen sowohl in der persönlichen Erinnerung als auch in der medialen Präsentation durch Film und Foto. Er transformiert in seinen Aquarellen Vorlagen aus Filmen, Reportagen oder Pressebildern zu kleinen, intimen bildnerischen Szenarien. Szenarien, die beim Betrachter die Fakten und Geschichten, die hinter den Bildern stehen, in das Gedächtnis rufen können und sich bei Unkenntnis der politischen und historischen Fakten zugleich zu autonomen Bilderzählungen wandeln. Seine Arbeiten leben vom klaren “Hell-Dunkel-Kontrast“ und er beschränkt sich auf schwarze Wasserfarbe, die er mittels Fliesstechniken und mit speziellem Pinseleinsatz mehrschichtig aufbaut. Für die Ausstellung in der Galerie sind ganz neue grossformatige Aquarelle entstanden, welche sich inhaltlich hauptsächlich auf die Film- und Kinowelt beziehen.