ELSBETH BÖNIGER: ‹STRUCTURES›
16.1.-21.2.2015
Elsbeth Böniger ist eine leidenschaftliche Sammlerin und tragt unterschiedlichste Materialien zusammen, aus denen sie ihre Inspiration schöpft – und schliesslich die Werke komponiert. Chemisch-physikalische Spielereien generieren Strukturen, reagieren und agieren unter ihren Zauberstäben, den unzähligen Pinseln, Spachteln, Stäbchen und Messern. Die neusten Arbeiten wagen den Spagat zwischen “Readymade“ und “Design“, sind überhöhte, auratische Hochglanzobjekte oder aber vermeintlich versteinerte, dem Leben entrückte Gebilde. Diese Dualität zeigt sich auch eindrücklich in ihren Tafelbildern.
Besonders die Oberflächen nehmen in Bönigers Werk eine zentrale Stellung ein. Stets bewirken sie ein Staunen. So faszinieren die die Umgebung reflektierenden Spiegeloberflächen oder die undefinierbare Konsistenz vielfach aufgetragener Schichten. Die Werke pendeln zwischen absoluter, geplanter Perfektion und zufälligen Resultaten ausgedehnter Forschungen. Allen Arbeiten ist eine stark haptische Komponente gemein. Man möchte berühren, betasten. Die Strukturen drängen sich durch das gewählte Material auf, wie Netze, Unebenheiten, Lacke, Gummi oder Beton, und werden verwoben zu einer Gesamtheit aus Format und Technik. Die Künstlerin ist eine Tüftlerin, baut gedankliche und reale Räume und setzt als Architektin Fragmente zu künstlerischen Gesamtkonstrukten zusammen.
Einer Alchimistin gleich mischt sie Lacke und Farben oder kreiert neue, geheimnisvolle Oberflächen. Pigmentmischungen werden auf Farbträgern zu Kriegsbemalungen, zu Huldigungen unfassbarer Gefühle, zum Barometer für Stimmungen und Launen. Die “autonomen“ Arbeiten verschiedenen Formats werden oft installativ zusammengefügt; im ersten Moment zufällig – bei genauerem Hinsehen vollständig durchkomponiert.
Bernhard Bischoff, Dezember 2014