Fabiola Di Fulvio
Mit fünfzehn Jahren zog Fabiola Di Fulvio (*1982) aus dem Tessin in die Deutschschweiz, um hier ihre Kunstausbildung anzugehen. Mehrere Reisen und Studien an verschiedenen Kunstakademien prägten ihre künstlerische Entwicklung, ihren Abschluss erlangte sie schliesslich an der Hochschule der Künste Bern. Von entscheidender Bedeutung war die Ausbildung an der Accademia di Belle Arti in Florenz, wo Fabiola Di Fulvio ihre Kenntnisse der akademischen Malerei vertiefen konnte. Unermüdlich griff sie dabei zu Bleistift, Kohle und Pinsel, was sich ebenso in ihren künstlerischen Arbeiten abbildet.
Fabiola Di Fulvio beschäftigt sich mit unterschiedlichen Genres und Formaten der Malerei sowie der Zeichnung, häufig mit Selbstporträts und Bildnissen von ihr bekannten, teils auch unbekannten Personen. Stilistisch haben die Bilder oft etwas Rokokohaftes, für die Motive betreibt sie eine genaue Recherche und gibt sie in unterschiedlichen Massstäben minutiös wieder. Die präzise Technik kombiniert sie mit ironischen Elementen und einer verträumten Bildsprache, auch mittels Collage. Auf diese Weise erreicht sie eine dissonante Spannung zwischen verschiedenen Stilen, Zeitschichten und Epochen, welche den Bildern zugrunde liegen.
Häufig kreiert und vereint Fabiola Di Fulvio Motive, die es nicht wirklich gibt und die einander nicht verwandt sind. Disparates findet zueinander, wobei sich auch Eindrücke von Leichtigkeit und Schwere überlagern. Das Spiel mit der Kombination des im Grunde genommen Unvereinbaren, die «Collage» zwischen Fantasie und Realität, durchdringt alle Phasen des Werkprozesses, einschliesslich der Ausführung in unterschiedlichen Techniken. So mutieren die Bilder zu einer Art Rebus, deren Rätsel allerdings nicht gelöst werden kann.
Traumähnlich fügen sich die Collagen aus Bildsequenzen und erzählen mehrdeutige, unendliche Geschichten. Das Zusammenspiel der Fragmente setzt sich stets fort, in ständiger Verwandlung, und der Erzählstrang reisst nie ab, verändert sich permanent. Denn: Was wären Träume ohne ihre Unbegreiflichkeit? Träume sind schliesslich vielmehr mehr als bloss Bilder; mit der Sprache werden sie zur Erzählung und zu deren Negation zugleich. Träume – so liesse sich mit Blick auf Fabiola Di Fulvios Arbeiten sagen – sind Collagen, und Di Fulvios Collagen wiederum sind Träume und Entwürfe «anderer» Welten aus der Vorstellung und der Herangehensweise der Künstlerin.