Franticek Klossner, Gian Paolo Minelli, Silvano Repetto

12.1.–28.02.2002

Die drei Künstler Franticek Klossner (Bern), Gian Paolo Minelli (Buenos Aires) und Silvano Repetto (Chiasso) zeigen erstmals gemeinsam Arbeiten. Die Ausstellung setzt sich aus Werkgruppen zusammen, die von der eigenständigen Arbeit der drei zeugen; aber auch aus Gemeinschaftsproduktionen. Im Zentrum steht zweifellos die allen Arbeiten gemeinsame, aktuelle Erforschung der alten Gattung des Porträts – unterschiedlich und überzeugend zugleich umgesetzt.

Franticek Klossner zeigt aufgearbeitete Stills oder Fotos von zwei grossen Installationen («Mess Up Your Mind», «Hidden Assets») sowie Schriftarbeiten, etwa eine Vergösserung seiner öffentlichen Tätowierung «me veras si me piensas». Seinen Arbeiten ist eine magische Komponente immanent, die er mittels Hochleistungskameras aus Wissenschaft und Medizin zu generieren versteht. Die Grenzen der visuellen Wahrnehmung werden dabei gesprengt, es entstehen körperliche Statements, deren Direktheit sich niemand entziehen kann.

Der in Buenos Aires lebende Gian Paolo Minelli zeigt seine neuste Serie von «autoritratti», Porträts von Menschen, die er in ihrer unmittelbaren Umgebung fotografiert, bzw. diese sich selbst fotografieren lässt. Die Porträtierten werfen sich nach Gutdünken in Pose und wählen per Selbstauslöser auch den Moment der Aufnahme. Minelli ergänzt die Porträts mit urbanen Fotografien zu Diptycha oder gar Triptycha, so dass die Einzelbilder in einen unmittelbaren Dialog miteinander treten.

Im Badezimmer der Galerie zeigt Silvano Repetto die eigens für den Ort geschaffene Videoinstallation «Immersion (full)». Der Künstler nimmt ein Schaumbad, taucht dabei in eine seiner «Videopoesien» ein, taucht unter, verschwindet aus den Bildern, aus der Kunst, um darauf – wie der Phönix aus der Asche – wieder aufzuerstehen. Ein zugleich nachdenklich stimmender wie auch humorvoller Beitrag zum faktischen Künstlerdasein in unserer Zeit.

Das Duo Minelli & Repetto traf sich mehrmals zu gemeinsamen Projekten, wobei Minelli Fotografien beisteuerte, Repetto Videokunst mit einbrachte. In Thun zeigen die beiden eine verkleinerte Version der Installation «sottosuole». Drei Tage verbrachten sie zusammen in einer Zivilschutzanlage – beide dokumentierten tief unter der Erde eine unwirkliche Welt, fanden in dunklen Kellern verborgene Land-schaften und entlockten langweiligen, vorgefundenen Gegenständen spannende Geschichten.

Bernhard Bischoff, 2002