‹Hits and Misses›: Dominik Stauch, Brigitte Zieger

13.5.–11.6.05

Die Eröffnungsausstellung trägt den Titel ‹Hits and Misses›; zu sehen sind Arbeiten des Schweizer Künstlers Dominik Stauch und der Pariserin Brigitte Zieger. Beide operieren an den Schnittstellen Schönheit/Vergänglichkeit und Handwerk/Technik. Der Titel der Ausstellung ist für beide Programm: Mal landet man einen Erfolg, dann wieder einen Misserfolg; mal ist der Misserfolg gar der Erfolg, auf lange Sicht betrachtet. Beider Forschungsfeld ist das undurchsichtige Dickicht des erweiterten ‹Show-business›. Film, Literatur, Mode und Rockmusik werden dabei oft miteinander verflochten, Genres gemixt oder ‹remixed›. So lässt auch der Titel mehrere Interpretationen zu.

Dominik Stauch zeigt seine neuesten Studien zur Fibonacci-Folge und eine vierteilige Farb/Klang-Video-Komposition. Die Fibonacci-Zahlenfolge (0, 1, 1, 2, 3, 5…) gehört zu den bekanntesten mathematischen Grössen. Die Addition der beiden vorangehenden Zahlen ergibt dabei die jeweils nächste Zahl. Der Künstler hat nun das Zahlenverhältnis auf verschiedene geometrische Anordnungen angewandt. Bei den einen erkennt man das System auf den ersten Blick, bei den anderen braucht es mehr Betrachtungszeit, um den Code zu knacken. Entstanden sind verblüffende Arbeiten, irritierend und anziehend zugleich. Seine vier Requiem-Sätze basieren auf aleatorischen Kompositionstechniken. Mit “Kopf-und-Zahl-Würfen“ setzte er sukzessive Farben und Klänge zusammen. So ergaben sich vier zufällige und doch völlig unterschiedliche musikalisch-visuelle Abfolgen. Die Arbeit ist als Installation mit vier beschrifteten Stühlen präsentiert. Vier Altmeistern der Abstraktion widmete er jeweils eines der eigenwilligen Stücken.

Im Zentrum von Brigitte Ziegers Video- und Fotoarbeiten steht meistens das Verhältnis von Fiktion und Realität, so auch in der aktuellen Ausstellung. Stuntmen/bzw. -women nehmen immer dann den Platz von Schauspielern ein, wenn es brenzlig und gefährlich wird. Brigitte Zieger hat nun einen Stuntman engagiert, um bei ihrer neusten Produktion mitzuwirken. Er fällt durch Böden oder kämpft mit einer umstürzenden Wand – verkleidet als ‹Alter Ego› der Künstlerin. Sie selbst ist auch immer wieder auf den Videos oder Fotografien zu sehen und trägt so weiter zu einer kontinuierlichen Wahrnehmungsverschiebung bei. Für eine weitere Arbeit baute sie den Korridor mit dem bekannten Teppichboden aus Kubricks ‹Shining› als Modell nach. Durch ein Guckloch erhält man Einblick in die verblüffend nachgebaute Welt des Horrorstreifens. Auf den Türen ist mit einer Axt eingehackt der Name der Künstlerin zu lesen. ‹Bbbbbbbbrrrrrrrr› ist somit eine Hommage an zwei Künstler (Kubrick und Naumann), die die Entwicklung des Visuellen im 20. Jahrhundert entscheidend mitprägten.

Bernhard Bischoff, Mai 2005