Katia Bourdarel Reto Leibundgut ‹PORTER À L’ENVERS›
6.4. – 19.5.2018
Eröffnung Donnerstag 5.4.2018, 18-20h
Katia Bourdarel und Reto Leibundgut verbindet für die gemeinsame Ausstellung ‹PORTER À L’ENVERS› das Material; beide haben sich ihn ihren neusten Arbeiten mit Textilen beschäftigt, jedoch unterscheiden sie sich bei der Umsetzung. Katia Bourdarel malt in ihren neusten Gemälden die Stoffe so virtuos, dass es in den Fingern juckt und man die Falten der Stoffe und ihre Geschmeidigkeit berühren möchte. Bei Reto Leibundgut, welcher in seinen Arbeiten meistens altes, verbrauchtes Abfallmaterial wiederverwertet, liegt es auf der Hand, dass er direkt aus alten Stoffen Bilder kreiert. Zusätzlich verbindet die beiden Künstler das Thema der Nacktheit in ihren Arbeiten.
Katia Bourdarel (1970 in Marseille geboren, lebt und arbeitet in Paris) verschleiert die Modelle auf ihren Gemälden, zumindest das Gesicht ist nicht zu sehen. Die Körper sind hingegen teils nackt. Es ist nicht eindeutig, ob sich die Figuren lediglich mit schönen bunten Stoffen schmücken oder ob sie sich dahinter verstecken. Die gesichtslosen Personen scheinen zu entkommen und im weissen Raum der Leinwand zu schweben. Nebst dem Bestaunen der schönen Körper und Stoffe überkommt einem bei Katia Bourdarel immer wieder ein beunruhigendes Gefühl. Wer sind diese gesichtslosen Figuren, was wollen sie? In den Arbeiten geht es um Verlust und Wiedererlangen von Identität, die Künstlerin spielt mit der Präsenz und Abwesenheit der Charaktere. In den neuen Arbeiten von Katia Bourdarel sind eine Reihe gegenständlicher und zugleich rätselhafter Gemälde entstanden. In ihnen entfalten sich in einer schweren und poetischen Atmosphäre still Geschichten.
Reto Leibundgut (1966 in Büren zum Hof, Bern geboren. Lebt und arbeitet in Basel) hat verschiedene textile Bilder kreiert, in welchen er auf Symbole zurückgreift, die aus dem religiösen Umfeld und aus pazifistischen oder ökologischen Bewegungen stammen. Z. B. „Black Sun“ eine wunderschöne strahlende schwarze Sonne aus Stoff. So erhaben das Bild auf den ersten Blick scheint, schimmert doch etwas Biederkeit zwischen den minuziös gebügelten Stofffalten durch. In einer weiteren textilen Arbeit erscheint das Motiv der Taube in einem Himmel aus Tiger – und Gepardfell.
Auf grossen Wandtafeln sind papierene, schwarz-weisse Körperfragmente collagiert, die durch kaleidoskop-artige Montage zu illusionistischen Bildern führen, welche an Tapetenmustern erinnern. Mit Fotografien aus dem Fundus der Freikörperkultur der 70er Jahre eröffnet uns der Künstler einen neuen und verspielten Blick auf den weiblichen Akt.
Reto Leibundgut versteht es, durch seine ambivalente Bildsprache und dem gekonnten und skurrilen Einsatz von Handwerkstradition unsere eigene Sicht auf kulturelle Prägungen zu hinterfragen und eröffnet uns gleichzeitig neue und versöhnliche Bildwelten.