Kotscha Reist: ‹Malerei ist ein alter Hut; aber manchmal sitzt dieser einfach besser›
28.5.-4.7.2015
Kotscha Reist ist Maler durch und durch, auch wenn er seine künstlerische Arbeit vor langer Zeit mit einer Fotografenlehre begonnen hat. Seine Auseinandersetzung mit dem Medium führt ihn von der Geschichte der Malerei zu seiner eigenen Geschichte, die er immer wieder malend umsetzt und hinterfragt. Mit seinen Bildfindungen verarbeitet er Erinnerungen und Wirklichkeiten und bringt sie in einen grösseren, allgemeingültigen Kontext. Ihn interessiert einerseits die Verarbeitung von gefundenem Bildmaterial und andererseits von Vorlagen aus dem kulturellen Bildergedächtnis. Es sind etwa Ausschnitte aus Zeitungen, Zeitschriften, Katalogen oder aus dem Internet, seltener auch eigene Vorlagen.
Er zeigt keine Sensationen, keine schrille Welt. Ihn interessieren die Zwischentöne, die Zwischenwelten, das Langsame und Stille, das Reduzieren auf wenige Aspekte. Seine Bilderzählungen entstehen aus Fragmenten und bilden daraus eine „Szenerie“. Die Betrachtenden sollen spüren, dass da noch viel mehr dahinter steckt, als auf den ersten Blick angenommen wird. Das Bild soll stets Fragen aufwerfen und daher inhaltlich unvollendet scheinen. Was verbirgt sich hinter den Paravents, den Wand- und Mauerstücken, oder was steckt in den Schachteln?
Kotscha Reist erschafft durch die Wahl scheinbar alltäglicher Sujets eine Rätselhaftigkeit, die ins Unerklärliche, Humorvolle oder auch Unheimliche gleiten kann. Es geht jedoch nicht um die Illustration einer zentralen Aussage, sondern um das „Potenzial“ eines meist einfachen und alltäglichen Motivs. Er verwendet wiederkehrende Motive wie Vögel, Äste oder Architektur. Die Motive werden unbewusst mit eigenen Geschichten und Assoziationen aufgeladen: Der Ursprung des Bekannten liegt letztlich in der Erinnerung.
Die Malerei ist geprägt von Leichtigkeit und Transparenz. Das „Sichtbare“ legt Kotscha Reist häufig auf der Kippe zum Verschwinden an; er malt nicht alles aus, deutet häufig Wichtiges nur an. Zudem mündet die Malerei oft in blinde Flecken, sodass der fassbare, benennbare und begreifbare Sinn fast entgleitet.
Er vergrössert und verfremdet die Vorlage, lässt etwa das gemalte Motiv wie durch einen Schleier gemalt erscheinen. Der Künstler ist ein Meister in der Dialektik von Absenz und Präsenz der Dinge.
Seine Malerei ist vielschichtig aufgebaut mit feinen Farben in gebrochenen Tönen, die manchmal durch lasierende Oberflächen zusätzlich getrübt werden. In seinen neusten Arbeiten sticht ab und an die Farbe hervor. Diese Werke, welche im Laufe des letzten Jahres entstanden sind, können als Serie angesehen werden, indem sie unvermittelt Querbezüge zueinander erlauben und als „Solitäre“, mäandrierend durch den Geschichtenlauf.