Martin Kasper ‹Contained›
17.5. – 29.6.2024
Martin Kasper, 1962 in Schramberg (D) geboren, lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau.
Seine langjährige Ausstellungstätigkeit machte ihn in Deutschland und im Ausland bekannt, und seine Werke sind heute in zahlreichen internationalen Sammlungen vertreten. So freut sich auch die Galerie Bernhard Bischoff & Partner über die seit 2018 währende Zusammenarbeit und die neusten Bilder des Künstlers in der Ausstellung ‹Contained›. Schon der Titel kündet vom «Enthaltenen», also von dem, was in Martin Kaspers perspektivischen Räumen «enthalten» ist und wie sie auf uns wirken: das Atelier zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wetterlagen, die verlassene Bar oder das Gebäude im Umbau. Wobei die Räume in modernistischer Architektur eher schlicht, mit wenig Möblierung und stets menschenleer erscheinen, wie Kulissen einer Bühne. Hier hat die Malerei ihren Auftritt: in der Art und Weise wie der Künstler Licht und Schatten in eigener Tonalität wiedergibt und die Räume quasi malerisch belebt.
Seit über 20 Jahren beschäftigt sich Martin Kasper mit Architekturen und Interieurs. Sie sind ein Experimentierfeld für die eigene künstlerische Standortbestimmung geworden und kehren als «Raumporträts» auf seinen Bildern wieder. Beim Anblick eröffnen sich uns scheinbar vertraute Bildräume, die gleichzeitig befremdlich wirken; verlassen und doch mit Spuren menschlicher Behausung und Nutzung; nicht ohne Melancholie und doch erheiternd farbig; wie Schauplätze seelischer Befindlichkeiten. Ihre Leere und potenzielle Fülle macht sie zu gedanklichen Freiräumen und setzt Momente einer atmosphärisch einnehmenden Aura sowie spannungsgeladenen Ruhe frei.
Durch malerische Mittel und die perspektivische Darstellung, welche uns sogartig in die gemalten Räume hineinversetzt, werden individuelle Assoziationen zwischen Vorstellung und Realität geweckt. Spiegelungen und Lichtbrechungen steigern die Mehrdeutigkeit, die optische Illusion und Fiktion zusätzlich. Mal fügt Martin Kasper den Räumen etwas hinzu, mal lässt er etwas weg oder verändert die Proportionen. So realistisch alles auf den ersten Blick aussieht, so artifiziell und subjektiv verhält es sich tatsächlich. Bei aller Sogwirkung der Bildräume bleiben wir letztlich doch aussen vor, wie das Publikum im Theater mit Blick auf die Bühne. Auch tauchen Bilder des Künstlers auf seinen eigenen Bildern auf: Als Vexierspiel mit dem Malen von bereits Gemaltem; als Interaktion von Raumbildern in Bildräumen, die sich gegenseitig erweitern. In die Weite führt ebenso der Blick durch breite Fensterfronten, und entlang geschwungener Treppen mit gläsernen Handläufen stossen wir gar auf unbekanntes Terrain. Indes verdichtet Martin Kasper auf seinen Bildern reale Eindrücke: von zahlreichen Reisen und von Details verschiedener Interieurs. Ausgehend von Fotografien erstellt er Skizzen für die meist grossformatigen Bilder, verändert diese aber beim Malen fortlaufend. So in sich geschlossen und auf die Bildfläche begrenzt die Ansichten auch sind, so dehnen sie sich beim Anblick in der Vorstellung doch immer weiter aus. Entscheidend dafür sind die Malerei und ihre Wirkung zur räumlichen Illusion, die unsere Imagination wie auch die reale Welt im Dualismus zwischen Schein und Sein stetig in Spannung versetzt.