‹Neue Arbeiten› Com & Com (Gossolt/Hedinger), Andrea Loux
22.5.-9.8.08
In der aktuellen Ausstellung werden zwei Werkgruppen gegenüber gestellt, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich daherkommen. Einerseits sind da die zum Teil mit grellen Farben gemalten Ayrylbilder von Com & Com (Gossolt/Hedinger), andererseits die in eher verhaltenen Farben gehaltenen Papierarbeiten von Andrea Loux. Bei beiden Werkgruppen handelt es sich jedoch um einen Medientrasfer. Spannend wird die Betrachtung der Arbeiten, wenn man die Geschichten Andrea Loux’ und die abstrakten Farbwolken von Com & Com interagieren lässt.
Com & Com zeigen wiederum eine grössere Werkgruppe ihrer abstrakten Malerei. ‹The Big One› ist transmediales Kunstprojekt aus Film, Fotografie, Malerei, Musik und Installation und führt einen ästhetischen Dialog zwischen Bild, Raum, Ton und Bewegung, sowie zwischen Abstraktion und Realität. Der kurze Spielfilm ‹The Big One› bestand aus ca. 80 % „roadmovieartigen“, realen Filmsequenzen und 20 % abstrakt-digitalen Animationen – eine schöne Umsetzung von Realität und Traumwelt. Die abstrakt-digitalen Animationen boten die Grundlage für die Malerei; die Farben und Formen der Animationen generieren sich jeweils aus der vorangegangenen Realfilmszene und deren Aussage. In unvergleichlicher Technik haben sie sphärische Arbeiten realisiert und damit einen besonderen Beitrag zum aktuellen Malereidiskurs geschaffen. Com&Com (Johannes M. Hedinger und Marcus Gossolt) setzen mit der gezeigten Malerei die mediale Weiterführung ihres Werkes fort. Entstanden sind Arbeiten, aufwändig in Paintbrush-Technik Acryl auf Leinwand hergestellt, die monumental und zerbrechlich zugleich wirken.
Andrea Loux’ Zeichnungen und Collagen wirken wie Bühnenbilder, in denen sich verschie-dene ProtagonistInnen der letzten Jahrzehnte tummeln. Waren es früher vornehmlich Wohnkataloge der 70er und 80er Jahre, in welchen sie ihre Motive fand, so ist es heute viel mehr das Internet, welches das Ausgangsmaterial für ihre Arbeiten liefert. In aufwändigen Recherchen sucht sie nach thematischen Bezügen – etwa Piloten oder Jagdszenen – und setzt sie in einen neuen Kontext mit Sammlungscharakter. Gekonnt überarbeitet sie die gefundenen Bilder und schafft damit eine Metaebene, in welcher sich Geschichte mit Geschichten in überraschender und verblüffender Weise mischt. Die Szenen sind uns allen vertraut, auch wenn sie oft bloss Reminiszenzen an vergangene Tage sind. Menschen tummeln sich in den Werken, beleben die von der Künstlerin neu geschaffenen Räume. Mit komplexen Überarbei-tungen von vorgefundenem Bildmaterial, gelingt es Andrea Loux, spannende Geschichten zu erzählen und die BetrachterInnen in neue Welten zu entführen. Die Videoarbeit ‹Short Cuts : pilot (sublimation)› setzt die Papierarbeiten quasi in die Bewegung um: Ein Modellflugpilot lässt seinen Flieger höher und höher steigen. Unermüdlich dreht das Flugzeug seine Runden, bis es entschwindet im Kontinuum von Raum und Zeit – gerade so, wie auch der Pilot sich auflöst und allmählich Teil des Himmels wird.
Bernhard Bischoff, Mai 2008