‹ON PAPER› Xerxes Ach, Pascal Danz, Christian Denzler, Quynh Dong, Filip Haag, Sibel Kocakaya, Bodo Korsig, Kotscha Reist, Dominik Stauch, Sereina Steinemann, Peter Wüthrich

In der Gruppenausstellung ON PAPER mit elf Künstler:innen aus dem Galerieprogramm richtet sich der Blick gezielt auf eine Auswahl ihrer Arbeiten auf Papier: Von der Zeichnung über die Collage bis zur Malerei wird die beachtliche Vielfalt im Umgang mit dem ebenso vertrauten wie einzigartigen Medium sichtlich erfahrbar. Den Gestaltungen auf und mit Papier ist eine Unmittelbarkeit gemeinsam, die uns direkt anspricht, ähnlich einer Handschrift, einer persönlichen Message, einer bleibenden Erinnerung.

Xerxes Ach (*1957) lässt uns in seine ebenso zart wie dicht aufgetragenen Aquarelle eintauchen. In lasierende Farbräume, wo wir tiefer liegende Nuancen und Stimmungen erleben, von den Rändern zu den Ober- und Unterschichten bis hin zum Grund der Farben. Bei Pascal Danz (1951-2015) sind es die unwirklich wirklichen Bilder von Landschaften, von Menschen und Erscheinungen, die uns eine eigene Version der «Geschichte», der Motive und Szenarien vor Augen führen. Das Wechselspiel seiner Malerei zwischen hell und dunkel, verwischten und scharfen Konturen erhält gerade auf Papier ein besonderes Eigenleben. Christian Denzler (*1966) erprobt zeichnerisch unterschiedliche Zugänge zum Motiv. Ob Kinderporträt, Murmeli oder Pietà geht er seine Sujets meist mehrfach an, wobei er in jüngerer Zeit zu einem expressiven, ausdrucksvollen Strich übergegangen ist. Quynh Dong (*1982) kombiniert dagegen unterschiedliche Medien wie Video, Performance und Objektkunst, so auch bei ihren «performativen Aquarellen». Sie geht Aspekten der westlichen und östlichen Geschichte nach, verwebt deren Kunsthandwerk, Tradition und Rituale, um schliesslich neue Sicht- und Denkweisen zu eröffnen. Von Filip Haag (*1961) ist eine Zeichnung von beachtlicher Grösse ausgestellt, obwohl er zeichnet, ohne eigentlich Zeichner sein zu wollen. Er erkundet aber mit dem Bleistift intuitiv einen Weg auf dem Papier, bis sich die Striche zum Bild, zur Landschaft, zum Kosmos verdichten. Sibel Kocakaya (*1986) geht meist von Beobachtungen aus, die sie fotografisch festhält. Sinnbildlich dafür sind die Augen, die uns hier aus verschiedenen Blickwinkeln entgegenschauen, beobachten. In Schwarzweiss schafft sie ausserdem eine Transformation und ein Äquivalent zur buntfarbigen Realität. Mit seinen «cut outs» aus eingefärbten Papieren komponiert Bodo Korsig (*1962) eigenwillige, organische Formen. Sie erinnern an Landschaften, an Mikroskop Aufnahmen, Pflanzen oder Pilzgeflechte und wirken bisweilen wie sonderbare Zeichen oder Symbole. Kotscha Reist (*1963) verwendet dagegen eigene und gefundene, teils historisch anmutende Fotografien wie bei der Serie The walz. Sie legen uns eine Geschichte nahe, ohne jedoch eine solche zu erzählen. Mit teils gebrochenen Farben und malerischen Abwandlungen faszinieren und halten uns die Bilder zugleich auf Distanz. Im positiven Sinn: Denn so bleibt Raum zur eingehenden Betrachtung wie zum Nachdenken. Die Collagen von Dominik Stauch (*1962) rücken eine weitere Spielart der künstlerischen Papierarbeit in den Fokus. Magazinausschnitte, liegen gelassene Papierschnipsel oder ein Spiegel, fügt er zu neuartigen, formal wie farblich feinsinnigen Bildwelten zusammen. Die Zeichnungen von Sereina Steinemann (*1984) zeigen typische Motive der Künstlerin, zumal sie häufig in reduzierter Form auf die kollektiv vertraute Bilderwelt des Comics zurückgreift. Besonders auf die Figur des Mickey, ihren Symbol- und Zeichencharakter als Ikone der animierten Tier-Mensch-Gestalten schlechthin. Peter Wüthrich (*1962) geht direkt von Büchern aus, die er verspielt, ernsthaft und imaginär zu Kunstwerken umgestaltet. Demnach ist das Medium Papier seinen Werken immer schon eingeschrieben. Seine aufgesteckten «Buchfalter» stehen dabei ebenso in Bezug zur Literatur und Schmetterlingssammlung des Schriftstellers Vladimir Nabokov wie zu zahlreichen weiteren Werken aus der Weltliteratur, die hier ausschnitthaft zu erkennen sind.

Marc Munter, 2023