Pascal Danz: ‹THAT’S SIMPLY NOT DONE›
21.2.-23.3.2013
Wie selten ein anderer Künstler/Maler beherrscht Pascal Danz den Umgang mit Licht und Schatten. Seine meist nach Fotografien entstandene Malerei greift formal immer wieder auf die Momente Licht und Schatten zurück. Einmal sind es Überbelichtungen, also ein Zuviel an Licht, die Bildmotive aufzulösen scheinen, dann wiederum ist es ein Mangel an Licht, der den Arbeiten eine geheimnisvolle Tiefe gibt. Meisterhaft versteht er es, so Nebensächlichkeiten ins Zentrum zu stellen – oder vermeintliche Hauptmotive auszublenden. Das “Geblendet-Sein“ und das “Ausblenden“ ziehen sich als Hauptgestaltungselemente durch sein ganzes Schaffen und bewirken eine Reduktion auf die den Künstler interessierenden “Leerstellen“, auf das schliesslich “Ungemalte“. Diese weissen Flecken oder schwarzen Löcher sollen die BetrachterInnen aktivieren, die Fehlstellen selbst zu füllen. Die Arbeiten oszillieren ständig zwischen Makro- und Mikrobereich, es ist ihnen eine latente Spannung zwischen Nähe und Ferne, zwischen Gegenstand und Abstraktion inhärent. Man könnte gar so weit gehen zu sagen, die Bilder seien dynamische, aber entschleunigte Filmbilder, die immer aufs Neue erforscht und entdeckt werden können. Pascal Danz bewirkt ein ständiges Hinterfragen der Wahrnehmung, indem er Fragen nach Raum und Zeit, Gegenstand und Abstraktion für die BetrachterInnen auf die Leinwand bringt.
Inhaltlich behandelt die Malerei von Pascal Danz die oft schwierige Abgrenzung von allgemein gültigen und persönlichen Themen: Mal geht es um eigene, biografische Themenbereiche, dann wieder um Fragestellungen zur Wahrnehmung und Geschichtsproduktion im Allgemeinen. Immer wieder schafft er es, uns mit seinen Arbeiten zu ködern, uns in die Werke hinein zu ziehen und zu faszinieren. Man könnte sagen, der Künstler breitet seine Themen solchermassen aus, dass wir unseren eigenen Erfahrungsschatz einbringen können. Seine Malerei ist verführerisch und verstörend – leicht, aber nicht leicht zu fassen.
Oftmals arbeitet Pascal Danz in Serien, die jeweils auch mal über mehrere Jahre hinweg entstehen können. In der aktuellen Ausstellung sind Arbeiten aus zwei Serien zu sehen. Im ersten Raum hängen “night scenes“, Nachtbilder, die entstehen, wenn Lichter nachts falsch fokussiert fotografiert werden – ein Effekt, der im Film oft als Nebenerscheinung auftaucht. Interessant sind dabei die verschiedenen Umsetzungsformate: Während sich bei den Grossformaten ein Eintauchen in die Fläche von selbst ergibt, und man sich förmlich in den Weiten der Bilder verlieren kann, sind die Kleinformate eher momentane Eindrücke, “Clin d’Oeils“, durch die reduzierte Komposition nahe bei abstrakter, geometrischer Malerei angesiedelt. Im zweiten Raum sind Bilder des immergleichen Blumenstrausses zu sehen, der räumlich in jeweils 45°-Schritten abgewickelt wird. Von den fotografischen Aufnahmen entstanden acht mittelformatige Malereien, gehängt wie gegen aussen gekehrte Projektionen. Das Auge umkreist den abwesenden Körper, der ursprüngliche fotografierte Blumenstrauss in der Raummitte ist bloss zu denken,; er fehlt ebenso, wie der kürzlich verstorbene Künstler David Weiss, dem diese Bilder als Hommage gewidmet sind.
Beide Serien wirken auf den ersten Blick eher dunkel, verhalten; strahlen bei zweitem Blick aber umso mehr. “That’s simply not done“, der Titel der Ausstellung, bedeutet auf deutsch übersetzt, dass man so etwas eigentlich nicht mache: dieses gefährliche Spiel mit dem Stilleben, das Trivialmotiv der Blume, das Ausloten von Barock und Kitsch, das rembrandeske Aufscheinen von Licht… Zu sehen ist eine Accrochage konzeptueller Malerei, die sich nicht selber wichtig nimmt, sondern die einfach wichtig ist.
Bernhard Bischoff, Dezember 2012