Peter Wüthrich ‹Zeile um Zeile›
2.12.2022 – 23.12.2022
Peter Wüthrich (*1962) lebt und arbeitet in der Region Bern. Seine Kunst besteht aus einer einzigen Gruppe von Objekten – Büchern. Seit über 25 Jahren erforscht der Künstler das Objekt seiner Faszination aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Indem er Bücher stapelt, werden sie zu Skulpturen, durch das Aufhängen von Büchern mit Leinenumschlag an der Wand werden sie zu Bildern, das Tragen von Büchern wird zur Performance.
Der Künstler hat das Buch als sein expressives Medium auserkoren. Das Buch macht viele Metamorphosen durch. Es öffnet sich etlichen Transformationen, verliert aber nie den Kontakt mit seiner eigenen Realität als physisches Objekt mit gedruckten Seiten und Wörtern. Vielmehr geht in den Werken von Peter Wüthrich die Aufgabe des gelesenen Buches verloren. Die Bücher können nicht mehr gelesen werden, sondern sind eher abstrakte Bilder, Installationen oder Mittel für eine Performance.
„Der Installationskünstler und Fotograf agiert wie ein Maler oder Bildhauer, denkt wie ein Dichter, inszeniert wie ein Regisseur. Die Einbildung macht aus Worten Bilder, aus Gedichten Gemälde, aus Romanen Filme.“[1]
Die Idee für die Ausstellung ‹Zeile um Zeile› entspringt der Begebenheit des Buches: Der erste Satz, oder es könnte auch die erste Zeile heissen. Man liest und schreibt Zeile um Zeile, oder geht Schritt für Schritt, oder baut Stein um Stein und immer so weiter. Daraus hat sich das aktuelle Projekt ‹Zeile um Zeile› geformt, so dass sämtliche Werke im direkten oder weiteren Sinne, mit dieser Thematik zu tun haben.
Die Werke sind wiederum in verschiedenen Techniken gearbeitet, natürlich mit Büchern, aber auch einzelne ausgeschnittene Zeilen, zerknüllte Buchseiten, Buchzeichen, also Lesebändchen, bis hin zu beschriebenen Felläden oder alten Aesten, auf denen letzte Sätze aus der Weltliteratur geschrieben stehen.
So versucht Peter Wüthrich einen ziemlichen Spagat zu vollziehen, welcher einerseits von einer Hommage zur monochromen Malerei über James Joyce’s „Ulysses“ bis zu Charles Baudelaires „Les Fleurs du mal“ und natürlich wie immer, weit darüber hinausreicht. Dieser Spagat könnte übrigens auch: „vom ersten zum letzten Satz“ heissen, oder wie Tschechov sagte: „Wenn man nur wüsste, wenn man nur wüsste“ (letzter Satz in „drei Schwestern).[2]
[1] Hard Love: Von der Leichtigkeit des Gewichtigen“ (Dr. Christoph Vögele, Direktor Kunstmuseum Solothurn)
[2] Zitat Peter Wüthrich