Ruth Buck

26.10.-22.11.03

Ruth Buck bewegt sich als Künstlerin in verschiedenen Medien. Autolackbilder, Fotografie, Text- und Tonarbeiten stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander. Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Bernhard Bischoff zeigt die verschiedenen Facetten auf – allesamt mit neuen Arbeiten.

«Hirn Rinde» steht in grossen Lettern im Gang geschrieben und verwirrt mit der eigenwilligen Komposition zweier autonomer Wörter, die in Kombination wiederum ein Wort ergeben, eines aus der menschlichen Anatomie. Buck hat vor einiger Zeit begonnen, Wortkombinationen wie etwa «Hoden Sack», «Mutter Mund» oder «Stirn Lappen» übergross an Hausfassaden zu projizieren und mit dieser einfachen Form von Lyrik allerlei Konfusion auszulösen. Nun zeigt sie eine Arbeit aus der Serie erstmals als Wandmalerei.

Die in Montreal entstandene Fotoperformance «Blinde Date» knüpft an die mit «Mountaining in Bed» begonnene Serie von Fotoperformances an. Buck als unauffällige Protagonistin spielt mit ihrer Umgebung – in «Blinde Date» nun mit einem leicht transparenten Vorhang. Einblicke, Durchblicke und Mutmassungen prägen die Szenerie. Die Abfolge von 12 Bildern, präsentiert als Grossdiapositive in Leuchtkästen, wird zu einer Art Film, zu einer flüchtigen Vision von Sehnsüchten.

Autolackbilder nehmen im Werk Bucks eine zentrale Stellung ein. Mittels «Papiermaché»-Verfahren zusammen geklebte, weisse Einzelblätter, die eine mehrere Millimeter dicke Papiertafel ergeben, bilden dabei den von der Künstlerin in langem Suchprozess entwickelten Malgrund. Bereits früh begann Buck, mehrere Bilder in Form eines Stapels zu zeigen. Diese Art der Präsentation hat sie nun weiterentwickelt. Jeweils 5-8 gleichformatige Arbeiten werden zu einer Einheit erklärt. Je nach Raum ändert sich auch die Abfolge der Farben im Stapel. Die BetrachterInnen haben die Möglichkeit, ständig die Reihenfolge zu ändern, einzelne Bilder aus dem Stapel zu lösen und im Raum zu verteilen. Die Stapel tragen neu den Titel «Playmobiles», um den spielerischen Gedanken im Umgang mit ihnen noch zu unterstreichen. Die «Plates» sind eine letzte Form von Autolackbildern. Kreisrund liegen sie auf dem Boden, werden mit der schimmernden Oberfläche zu imaginären Teichen unbestimmter Tiefe. Die abstrakten Landschaften der «normalen», rechtwinkligen Bilder Bucks werden kreisrund am Boden liegend zu einer installativen Umsetzung des Themas. Allen Autolackbildern ist eine stark haptische Komponente gemein. Neben dem visuellen Spiel der Veränderung rufen die Arbeiten förmlich nach Berührungen. Man möchte berühren – und berührt auch. Die Arbeiten werden zu sinnlichen Projektions-flächen, die man im Verborgenen oder auch ganz offen streichelt; immer wieder wurden BesucherInnen von Ausstellungen dabei überrascht

In der Toilette rauschen die Niagara Fälle. «Dislocation» ist eine der zahlreichen Soundinstallationen, die Buck immer wieder an besonderen Orten, zur Verblüffung der BetrachterInnen/HörerInnen, platziert. Orte werden dabei lautmalerisch vertauscht und so in einen neuen Kontext gesetzt.

Seit der letzten Ausstellung im vergangenen Jahr befindet sich auch noch die Bodenzeichnung «Elefant» auf der Terrasse – und das riesige Tier zeigt immer noch hilfsbereit den Weg über die Alpen…

Bernhard Bischoff, Oktober 2003