‹TV-Dinner›: Clare Goodwin

14.12.2002 – 1.2.2003

Die Britin Clare Goodwin (*1973) zeigt neue Arbeiten. Sie beschreitet als Malerin einen konsequenten Weg, bringt die Malerei jedoch auch immer wieder in einen installativen Kontext ein. So treten die BesucherInnen am Anfang der Ausstellung in eine raumähnliche Situation:

Tapeten wurden auf Packpapier gemalt, ebenso ein vermeintlicher Teppich. Daneben steht ein Fernseh-Set aus Kartonschachteln. Auf den ersten Blick ein «heimeliges», vertrautes Bild. Erst beim genauen Hinschauen wird der «Fake» entlarvt. Diese Arbeit erinnert an Goodwins Serie «Unplugged», bei welcher sie bekannte Werke der internationalen Videokunst aus Kartonschachteln nachbaute. Es sind vor allem die Interieurs der 60er und 70er Jahre, die in ihren Arbeiten vorkommen. Sie findet die Motive in alten Zeitschriften oder Katalogen und malt sie nach. So malt sie Küchenbilder in den verrücktesten Farbkombinationen; mal als Aufriss, mal aus der Vogelschauperspektive. Spannend ist der Grenzbereich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, in welchem die «Kitchens» anzusiedeln sind. Weiss man nicht, dass es sich um Küchen handelt, so wird man die Bilder eher zur abstrakten, konkreten Kunst zählen, ja, manchmal sogar zu reiner Farbfeldmalerei. Erfährt man jedoch, dass es sich um vereinfachte Darstellungen von Küchen handelt, so werden ebendiese stets auf den ersten Blick sichtbar. Es entstehen im Zweidimensionalen dreidimensionale Räume; die Abbilder sind eigentlich real existierende Küchen, wirken aber wie eine Art entseelter Idealvorstellung davon.

Eine andere wichtige Serie nehmen die Fernsehbilder ein, bei denen Goodwin, das «Rauschen» des Bildschirms nach Sendeschluss malt. Und wahrlich beginnen die exakt aufgetragenen, farbigen (in den RGB.Farben) oder schwarzweissen Raster vor den Augen zu flimmern, wenn man sie länger betrachtet. Neu malt sie auch Ausschläge von Oszillographen, was geheimnisvolle, verschlungene Linienstrukturen ergibt.

Eine letzte Serie von Arbeiten ist dem Kitsch gewidmet, kleinformatige Reminiszenzen an Hochglanzmagazine oder von der Künstlerin selbst fotografierte Trouvaillen – malerisch meisterhaft und ironisch umgesetzt. Eine Ausstellung voller Malerei, einer erfrischenden Malerei, meist mit einer Prise Humor und Schalk.

Bernhard Bischoff, Dezember 2002