‹zeichnungen – dessins – drawings›: Caroline Bachmann, Beat Brogle, Chris Bünter, Bernhard Huwiler, Elisabeth Llach, Andrea Loux, Laurent Schmid, Markus Schwander, Erich Weiss

13.4.–17.05.03

Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Bernhard Bischoff ist vollumfänglich der «Zeichnung» gewidmet. Durch Jahrhunderte hindurch war sie Mittel zum Zweck; und trotzdem sprachen schon die Renaissancetheoretiker von der «ursprünglichsten» aller Kunstgattungen. Die erste Idee, die leichthändige Umsetzung, das Original. Wohl gerade deshalb hat die Zeichnung ihren Reiz nie verloren und ist auch für KünstlerInnen von heute immer noch aktuell – auch wenn sich der klassische Zeichnungsbegriff, Metallstift/Kohle auf Papier, sukzessive zu Gunsten eines breiteren Verständnis-es der Gattung erweitert hat.

Die neun KünstlerInnen zeigen in der Ausstellung ein breites Spektrum zeichnerischer Positionen. Von gegenständlichen, figurativen Arbeiten, wie von Elisabeth Llach oder Andera Loux, bis hin zu abstrakten Werken, etwa von Beat Brogle oder Chris Bünter, sind alle Stilrichtungen vertreten. Llach findet ihre Motive in Lifestyle-/ Modemagazinen und verfremdet die von der Werbung zum Inbegriff klassischer Schönheit stilisierten Bilder. Loux erschafft eine eigene Welt aus Einrichtungsgegenständen und Hunden, in der Tradition ihrer ständigen Suche nach der Schnittmenge von Öffentlichkeit und Privatsphäre. Beat Brogles Labyrinthe sind in sich geschlossene, fein verästelte Liniensysteme, die den BetrachterInnen Zugang zu einem verborgenen System, Universum verschaffen. Bünter arbeitet mehrschichtig: Seine klaren Formen werden immer wieder überarbeitet, überdeckte Flächen mittels Radiergummi freigelegt, so dass Arbeiten mit grosser Tiefenwirkung entstehen. Laurent Schmid und Erich Weiss mischen in ihren collagenartigen Blättern Figurationen mit Textfragmenten. Während Schmid mit viel Witz und Ironie zufällige Motive aus dem Alltagsleben aufs Papier bringt, sind Weiss’ Arbeiten als Studien zu seinen performativen Arbeiten zu lesen. Bernhard Huwiler knüpft an an automatische Formen der Bildproduktion: Er umkreist mit einem an einer Schnur befestigten Graphitstift ein Zentrum, so dass vermeintlich konzentrische Kreise entstehen. Markus Schwander fügt Hunde und Blumen zu spannenden Geschichten zusammen; Schönheit vereint sich unerwartet mit Gewaltmomenten. Caroline Bachmann bearbeitet am Computer Fotografien, die sie mit dem digitalen Zeichnungsstift ergänzt und erweitert und so in einen ungewohnten, zeichnerischen Kontext einbringt – und auf einmal tummeln sich Ratten in Wolken…

Auch die Techniken sind sehr verschieden: Klassische Graphitstiftzeichnungen stehen neben collagenartigen Blättern, Zeichnungen durch Blaupausenpapier neben Arbeiten, die am Computer entstanden sind. Ein spannender Rundgang durch das zeitgenössische Schaffen in einer in den letzten Jahren ein wenig in Vergessenheit geratenen Gattung.

Bernhard Bischoff, April 2003